Home Hanns Eckelkamp Filmproduktion
www.hanns-eckelkamp-filmproduktion.de ::| Laudationen    
Begruessung
Aktuelle Projekte
Biographie
Laudationen
Atlas und Fassbinder
Chronik
Ausstellungen & Publikationen
Filme
Filmverleih
Filmographie
Kontakt
Links
Impressum
Laudationen

Laudatio anlässlich der Verleihung des Verdienstkreuzes
an Hanns Eckelkamp am 22. April 2005
gehalten von Angela Haardt

 

Fr. Haard
Ich bin Angela Haardt und bin gebeten worden, aus meiner Erfahrung die heute geehrte Leistung von Herrn Eckelkamp zu beleuchten und danach seine persönlichen Mitarbeiter bzw. Kooperationspartner vorzustellen, die gleich im Anschluss sprechen werden.
Ich schaue aus der Perspektive der Kinogängerin und der Kuratorin, die im nichtkommerziellen Bereich gearbeitet hat, für das kommunale Kino in Duisburg, und für Festivals, vor allem die Duisburger Filmwoche und die Kurzfilmtage Oberhausen.
Atlas Film verdanke ich wesentliche Filmerfahrungen in den frühen 60er Jahren. Damals lebte ich in Erlangen, wo Walter Schobert, der spätere Leiter der kommunalen Kinos Frankfurt, Pfarrer war und Filme programmierte. Dort habe ich u.a. die polnischen Filme von Wadja und Kawalerowicz aus dem Atlas Filmverleih gesehen. Dort sah ich - und das ist noch aussergewöhnlicher, bis heute wohlgemerkt, die berühmt gewordenen Kurzfilme aus Oberhausen, z.B. von Jan Lenica oder Roman Polanski. Diese haben mich derart beeindruckt, dass ich später die polnische Sprache lernte. Auch verdankten wir - etwas später - Atlas Film so manchen deutschen Film, die meiner Generation erstmals etwas zu sagen hatten: Das Brot der frühen Jahre von Herbert Vesely, der 1962 in Cannes herauskam, Schonzeit für Füchse von Peter Schamoni oder Es von Ulrich Schamoni. Auch die Kurzfilme von Alexander Kluge wurden von Hanns Eckelkamp in den Verleih gebracht. Dieses Kapitel wurde in Oberhausen ausgeheckt, wobei die Freundschaft zu den Schamoni Brüdern noch älter war. Die hatten nämlich in Münster in Herrn Eckelkamps Kino ihre ersten Filmerlebnisse gehabt.
Anfang der 70er Jahre begann ich selbst in der Münchener Gruppe IFF - Internationales Forum der Filmavantgarde - Filme zu zeigen. Wir begannen programmatisch mit dem Film Salz der Erde von Herbert J. Bibermann, auch ein Film aus dem Atlas Filmverleih.
Kennengelernt habe ich Herrn Eckelkamp schließlich 1978, nachdem mir die Leitung des kommunalen Kinos in Duisburg überantwortet worden war. Damals erst entdeckte ich die wunderbaren Atlas Filmhefte, in denen Kritiker wie Enno Patales oder Theo Kotulla, Werner Schwier, Martin Ripkens und Peter Gallasch geschrieben hatten und die graphische Gestaltung von Künstlern ihres Fachs übernommen worden war. Für die kommunale Filmarbeit war der Atlas 16mm Verleih unabdingbar und eine nie versiegende Fundgrube für aktuelle Filme, für die Perlen der internationalen Filmgeschichte bis hin zu experimentellen Filmen z.B. von Kenneth Anger, Dore O., Werner Nekes oder Rosa von Praunheim, der Katalog eine hervorrangende Grundlage für Texte. Und schließlich waren die Filme bezahlbar. Denn um einen Film von den Freunden der Deutschen Kinemathek - auch eine Referenz an dieses Haus - ausleihen und bezahlen zu können, waren mehrere 16mm Filme von Atlas Film notwendig, um mit dem Budget auszukommen und den Programmauftrag nicht zu verraten.
Es waren aber nicht nur die aktuellen Filme, auch die deutsche Filmgeschichte war beim Atlas Filmverleih versammelt. Ich erinnere mich noch an die glänzende Analyse von Hartmut Redotée zur Kameraarbeit des Films Der letzte Mann. Herr Eckelkamp hatte den Filmstock der UFA aufgekauft. Darin fanden sich die Stummfilme Caligari, Nosferatu, weitere Filme von Murnau und die Mabuse-Filme von Fritz Lang. Herr Eckelkamp vergab für mehrere Stummfilme Kompositionsaufträge und brachte sie ins Kino. Caligari und andere lernten wir zuerst in dieser Version kennen.
Und dieser Teil lässt mich noch auf einen anderen wichtigen Aspekt seiner Arbeit kommen: Die Bildungsarbeit mit Filmen. Man kann es an den Schamoni Brüdern sehen, an meiner Faszination für die polnische Kultur, die von Filmen herrührt und ich habe das oft in meiner pädagogischen Arbeit an der Volkshochschule erfahren, wie wichtig es ist, Kindern und Jugendlichen kulturelle Angebote zu machen, die ihnen ihren Lebensweg weisen.
Herr Eckelkamp hat auch früh Kinderfilme ins Programm genommen und vor allem - als das noch nicht selbstverständlich zum Unterricht gehörte, die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus durch Filme ermöglicht: Mein Kampf von Erwin Leiser und Der gewöhnliche Faschismus von Michail Romms. Dazu entwickelte er Themenhefte, die weiterführendes Material an die Hand gaben.
Wenn ich die Augen schließe und mir Herrn Eckelkamp vor dem inneren Auge imaginiere, erscheinen mir Vorstellungen und Produzenten aus den 20er Jahren, Bilder einer Art Großzügigkeit oder Generosität, eines Menschvertrauens und einer gewissen Sorglosigkeit, für die ich nicht eben viele weitere Beispiele in der Filmlandschaft finden kann. Von dieser Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft erfuhr ich damals auch persönlich, als er einem in Duisburg gestrandeten jungen polnischen filmbegeisterten Ehepaar umstandslos ermöglichte, in seiner Firma zu arbeiten und das nötige Geld zu verdienen. Bis heute übrigens!
Zusammenfassend lässt sich von Herrn Eckelkamp sagen, dass er die ganze Spanne vom künstlerisch wertvollen Film bis zur Bildungsarbeit mit seiner Verleihtätigkeit ausgefüllt hat. Und in dieser Hinsicht, sein Einfallsreichtum, die Innovation und Qualität einmalig war in der Filmlandschaft der Bundesrepublik.
Mache ich mir bewusst, wie sehr doch die Filmgeschichte im Bewusstsein des Publikums von Verleihentscheidungen abhängt - zumindest damals, als es noch nicht so viele Festivals gab und das Fernsehen nicht zum Abspieler der Filmgeschichte geworden war - wird diese Qualität noch einmal mehr deutlich.

Das Glück einer optimistischen Lebenseinstellung mit der Ermutigung und Offenheit für die Menschen um ihn herum zu paaren, sie generös zu beschenken, hat mit dem Ende seiner institutionellen Berufstätigkeit nicht aufgehört. Immer wieder neue Projekte zu erfinden und nicht nach zu lassen, ihnen eine Realisierungschance zu ermöglichen, gehört immer noch zu seinem Lebensalltag.

Dass dies heute eine Anerkennung findet, ist eine Freude.
printable PDF PDF
Laudatio von
Angela Haardt
Laudatio von Staatssekretärin Barbara Kisseler
Laudatio von
Professor Klaus Keil
 
© copyright 2007 · Hanns Eckelkamp Filmproduktion / Andreas Liwa ND-3.COM · all rights reserved